NaNoWriMo Participant 2012

NaNoWriMo-Update: Die Kunst, trotz aller Hindernisse das Ziel zu erreichen

Veröffentlicht von

Der Monat November neigt sich dem Ende entgegen und damit wird es ernst beim NaNoWriMo (National Novel Writing Month). Nur noch fünf Tage, dann müssen 50.000 Wörter geschrieben sein, will man zu den Gewinnern zählen. Auch wenn der Monat noch nicht zu Ende ist, habe ich bereits einige Erkenntnisse aus der Teilnahme gewonnen. Diese Erfahrungen werden mir auch bei weiteren Romanen nützlich sein. Allein dafür hat sich der NaNoWriMo 2012 für mich gelohnt.

Kurz zum derzeitigen Stand bei mir: Ich habe gut 39.000 Wörter geschrieben, muss also in den letzten fünf Tagen des NaNoWriMo noch knapp 11.000 Wörter schaffen. Damit bin ich etwa 2.500 Wörter im Rückstand, wenn man von einem regelmäßigen Pensum von 1.667 Wörtern pro Tag ausgeht. Nachdem ich aber allein am Wochenende 3.000 Wörter aufholen konnte, bin ich nach wie vor zuversichtlich, es zu schaffen.

Rückstand trotz guter Planung – wie kann das passieren?

Ich hatte mir im Vorfeld viel vorgenommen. Unter anderem wollte ich mir ein komfortables Polster erschreiben, sodass ich an besonders arbeitsintensiven Tagen oder wenn die Muse einmal in Streik tritt hätte pausieren können, ohne in Rückstand zu geraten. Dazu hatte ich mir einen Plan erstellt, in dem ich für jeden der 30 Tage mein persönliches geplantes Schreibpensum festgehalten hatte. Doch der Plan bildete einen Idealzustand ab, und seit wann verläuft das Leben einen ganzen Monat lang ideal? Eben.

Ich hatte mir zwar in der ersten Woche tatsächlich einen kleinen Vorsprung erarbeitet, aber in Woche 2 geriet ich dann doch in Rückstand. In Woche 3 wurde es sogar noch schlimmer, denn da merkte ich, dass meine Romanplanung eine entscheidende Lücke aufwies. Es hat mich drei Tage gekostet, diese Lücke zu schließen und endlich wieder voranzukommen. Bis dahin hatte sich ein Rückstand von fast 8.000 Wörtern angesammelt.

Die Erkenntnisse aus dem NaNoWriMo

  • 1.667 Wörter an einem Tag zu schreiben ist nicht wenig, aber es ist gut zu schaffen. Diese 1.667 Wörter aber über einen längeren Zeitraum hinweg jeden Tag zu schreiben, ist eine echte Herausforderung. Wenn es zwei oder drei Tage nicht gut läuft, sammelt sich ein gewaltiges Pensum an, das aufgeholt werden muss.
  • Der NaNoWriMo schult die Disziplin und eine Schreibroutine. Ich beschäftige mich gedanklich oft mit dem Roman, auch wenn ich gerade nicht daran schreibe, etwa beim Kochen, Essen, bei der Hausarbeit. Und ich merke nach nun fast vier Wochen, dass ich abends unruhig und unzufrieden bin, wenn ich mein Schreibpensum nicht erfüllt habe. Das ist ein guter Antrieb und eine gute Motivation, um weiterzumachen und nicht nachzulassen.
  • Für mich ist eine gute Vorbereitung wichtig. Ohne meinen Szenenplan wäre ich vermutlich nicht so weit gekommen, wie ich jetzt bin. Und trotzdem geht es noch besser. Ich hatte beispielsweise versäumt, mir bei jeder Szene zu notieren, wann sie spielt. Meine Szenen hängen zeitlich eng miteinander zusammen. Oft habe ich mehrere Szenen, die an einem Tag stattfinden, die nächste spielt dann am darauffolgenden Tag. Wenn man nun aber sehr viele solcher Tage hintereinander plant, in denen zum Beispiel Recherchen bei Behörden anstehen, seit Längerem anberaumte Pressekonferenzen stattfinden, die Figuren zur Arbeit gehen, dann stimmt etwas nicht. Es können nicht zum Beispiel zehn Werktage aufeinander folgen. Zwischendurch muss es auch einmal ein Wochenende geben, ob man es nun großartig beschreibt oder nicht. Ich konnte aber partout nicht sehen, wo ich meinen Handlungsfluss „unterbrechen“ konnte. Es ist albern, aber genau dieses Problem hat mich drei (reale) Tage gekostet. Natürlich hätte ich mir sagen können: „Egal, schreib einfach erst einmal die Szenen, den Rest kannst du während der Überarbeitung richten.“ Aber für mich war das eine so eklatante Lücke, dass ich absolut blockiert war. Ich konnte nicht schreiben, weil ich dachte, dass der Roman so schlichtweg nicht funktioniert. Daher werde ich bei zukünftigen Romanen immer auch eine Zeitschiene für die Szenen mit planen. Das „Problem“ hatte sich dann übrigens ganz leicht lösen lassen …
  • Der Hänger in der Mitte ist kein Phantom, es gibt ihn wirklich. Zumindest bei mir. Der Hauptauslöser war das oben geschilderte Problem mit der fehlenden Zeitschiene. Sobald ich das gelöst hatte, lief es wieder einwandfrei.
  • Ich brauche pro Schreibsitzung eine Weile, um in den Schreibfluss zu kommen. Ich habe zwar einen Szenenplan, aber da ist die Handlung nur in zwei bis fünf Sätzen zusammengefasst. Ich habe also nur die Quintessenz dessen, was passieren soll. Zudem weiß ich auch, welche Figuren auftreten und wo die Szene spielt. Aber wann ich in die Szene einsteige, wie genau sich die Handlung entfaltet, das ist alles offen. Und bei jeder neuen Szene muss ich überlegen, wie ich starte. Das ist faszinierend, denn trotz Planung kann ich so auch vieles in meinem Roman beim Schreiben entdecken. Manche Szenen sind zum Beispiel dramatischer geraten, als ich sie mir vorher vorgestellt hatte. Der Roman bleibt somit auch für mich beim Schreiben noch spannend, auch wenn ich weiß, worauf es letztlich hinausläuft. Aber ich brauche tatsächlich pro Szene eine Weile, mich in die Romanwelt hineinzudenken und zu entscheiden, wo genau ich starten werde. Und dann sind pro Schreibsitzung die ersten 300 Wörter meist zäh, wenn ich viel Pech habe, sind es sogar die ersten 800 Wörter. Wenn ich mich aber dort hindurchgekämpft habe, dann läuft es meistens wunderbar.
  • Ein Rückschlag ist nicht zwingend gleichbedeutend mit Scheitern. Als ich fast 8.000 Wörter zurücklag, fing ich langsam an daran zu zweifeln, ob ich den NaNoWriMo tatsächlich schaffen würde. Was mir geholfen hat: ruhig zu bleiben, herauszufinden, wo das Problem liegt, und es zu lösen. Und durchzuhalten. Trotz des riesigen Rückstands weiterzuschreiben, sobald die Blockade gelöst war. Seitdem habe ich schon 5.500 Wörter aufgeholt. Damit ist der Rückstand massiv geschmolzen und ich habe gute Chancen, das Ziel doch noch zu erreichen. Die hätte ich nicht, wenn ich aufgegeben hätte.

Ob ich es tatsächlich schaffe, ist natürlich noch nicht ganz raus (solange ich die 50.000-Wörter-Marke nicht übersprungen habe, kann noch alles Mögliche passieren), aber selbst wenn ich es nicht schaffen sollte, dann habe ich sicherlich über 40.000 Wörter der Rohfassung geschrieben und eine Menge dabei gelernt. Auch das wäre ein Erfolg. Dennoch werde ich alles daransetzen, innerhalb des NaNoWriMo die 50.000 Wörter zu erreichen.

Nimmst du auch am NaNoWriMo teil? Wie läuft es bei dir? Hat dir die Teilnahme ebenfalls neue Erkenntnisse gebracht? Welche? Ich freue mich über Kommentare!


3 Kommentare

  1. Liebe Kerstin
    Ich nehme in diesem Jahr zum ersten mal teil, und habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie Du. Für die bis jetzt geschafften 43364 Wörtern habe ich mein Sozialleben so ziemlich brach liegen lassen, und die Wohnung wirkt nicht besonders appetitlich (wenn man von den Kekskrümeln rund um den Schreibtisch absieht) :-)
    Aber ich habe gelernt, dass ich es nicht nur schaffe, sondern dass es mir sogar Spass macht, mich so ganz und gar auf ein Projekt einzulassen. Allerdings hätte ich es ohne vorherige Planung nicht so gut durchziehen können. Und die Unterstützung der fellow nanowrimos ist unbezahlbar! Mehr hier:
    http://carolawolff.wordpress.com/2012/11/20/ein-buch-in-einem-monat-schreiben-geht-das/
    Liebe Grüße von Carola
    (die im nächsten Jahr wieder dabei ist!)

  2. Liebe Carola,

    danke für den Blick in deine Erfahrungen mit dem NaNoWriMo!

    Ich weiß, wovon du da sprichst. Mein Mann und ich verbringen momentan die Abende größtenteils getrennt, da ich meist abends (bis nachts) schreibe und mich dazu mit meinem Laptop in einen anderen Raum verziehe. Zum Glück ist er selbst kreativ (Musiker) und hat nicht nur Verständnis, sondern unterstützt mich ordentlich. Und die Wohnung … na ja, für Besuch hat man doch momentan sowieso keine Zeit. ;)

    Ich habe dein Blogposting gelesen. Gefällt mir sehr gut! Und ich mache es wie du: Wenn mir zwischendrin etwas einfällt, das noch im früheren Handlungsverlauf eingeflochten werden muss, dann notiere ich mir das in einer gesonderten Datei. Zumindest das meiste. Ich bin allerdings auch schon mehrfach einige Szenen zurückgegangen und habe eingefügt, gestrichen, geändert – was dem word count nicht eben förderlich war. Für den Endspurt werde ich mir das definitiv schenken und nur die Extra-Datei für Ideen nutzen.

    Ich werde nächstes Jahr ebenfalls wieder am NaNoWriMo teilnehmen. Die Unterstützung online ist klasse und es entsteht eine wunderbare Community von Autoren. Genial!

    Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße
    Kerstin

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert