Viele Menschen möchten ein Buch schreiben – doch nur wenige schaffen es tatsächlich. Die meisten, die an ihrem Wunsch scheitern, nennen als Hauptgrund mangelnde Zeit. Stattdessen ist es aber eine Frage der Prioritäten. Denn wer unbedingt ein Buch schreiben möchte, wer darin sein Lebensziel sieht und wer für die Erfüllung dieses Ziels bereit ist, auf ein bisschen Bequemlichkeit zu verzichten, der wird ausreichend Zeit finden.
Die Fragen, die man sich stellen muss, lauten: Was bedeutet mir das Schreiben? Was bin ich bereit, dafür zu opfern?
Zeitreserven entdecken und nutzen
Jeder muss pro Tag mit den üblichen 24 Stunden auskommen. Manche haben mehr und zeitintensivere feste Verpflichtungen als andere. Doch bei jedem gibt es noch Zeitreserven. Hier einige Ideen:
- Früher aufstehen
Du kannst eine Stunde früher aufstehen und die Zeit zum Schreiben nutzen. Für alle, die wie ich weniger Lerche und mehr Eule sind, ist die nächste Idee besser geeignet. - Später zu Bett gehen
Du kannst abends vor dem Schlafengehen eine Stunde schreiben. Vielleicht wird die Schlafenszeit dadurch etwas verkürzt. Aber wen interessieren dunkle Ringe unter den Augen, wenn man für diesen Preis seinen Herzenswunsch erfüllen kann? Schlaf lässt sich außerdem am Wochenende nachholen. - Fernsehen aufgeben oder einschränken
Ich persönlich sehe so gut wie gar nicht mehr fern. Mal ehrlich: Das Programm ist meist uninteressant und die wichtigen Informationen gibt es im Internet schneller. - Spielen aufgeben oder einschränken
Das ist für mich schwieriger als der Fernsehverzicht. Ich bin ein Spielkind – früher mit Gesellschaftsspielen, Karten und Würfeln, heute mit Online-Computerspielen. Aber wie es niemandem etwas bringt, vier Stunden pro Tag vor dem Fernseher zu sitzen, so nützt es auch niemandem etwas, diese Zeitspanne mit Spielen vor dem Rechner zu verbringen. Spielen entspannt mich zwar, aber es macht mich nicht glücklich. Ganz im Gegensatz zum Schreiben. - Zeit mit der Familie einschränken
Dieser Punkt ist heftig und viele werden nun aufschreien. Aber es kommt vor allem auf die Qualität der gemeinsam verbrachten Zeit an. Den wöchentlichen Besuch bei den Eltern kann man vielleicht von vier Stunden auf drei reduzieren. Wer ein Kleinkind hat, kann vielleicht nach Feierabend den Lebenspartner eine halbe Stunde mit der Kleinen spielen lassen und die Zeit zum Schreiben nutzen. Danach ist man wieder voll und ganz für die Familie da. Wichtig sind hier Absprachen: Wenn die Familie weiß, wie wichtig das Schreiben ist, werden alle Verständnis haben und helfen, etwas Zeit dafür freizuschaufeln. - Zeit mit Freunden einschränken
Siehe hierzu auch den vorigen Punkt. Man muss sich nicht jeden Abend in der Kneipe treffen oder jeden Ausflug mitmachen. Freunde sind unglaublich wichtig und Freundschaften muss man pflegen – aber wer ein wahrer Freund ist, wird die Träume und Wünsche respektieren und unterstützen. Zeit einzuschränken bedeutet nicht den völligen Rückzug. - Arbeit einschränken
Ich kenne Beispiele von Autoren, die in ihrem Brotjob eine Vollzeit- in eine Teilzeitstelle umgewandelt haben. Entweder sind sie auf eine 4-Tage-Woche gegangen und nutzen den fünften Tag zum Schreiben oder sie haben die Arbeitszeit pro Tag reduziert, sind somit früher zu Hause und nutzen die so gewonnene Zeit. Das muss man sich natürlich finanziell erlauben können. Gerade als Anfänger sollte man nicht davon ausgehen, die damit verbundenen Gehaltseinbußen mit dem Schreiben ausgleichen zu können.
Wenn du wirklich schreiben willst, wirst auch du die Zeit dafür finden, da bin ich mir sicher.
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Worauf verzichtest du für das Schreiben? Fällt dir der Verzicht schwer? Hast du weitere Tipps für Zeitreserven? Ich freue mich über Kommentare!
Fernsehen ist bei mir komplett gestrichen. Richtige Freunde haben dafür Verständnis, dass man sich auch mal rar macht. Die Besuche bei Verwandten halten sich in Grenzen und mit kleinen Kindern muss man ohnehin jedes Zeitloch nutzen.
Für mich ist es hilfreich, überall Blöcke und kleine Schreibbüchlein bereitliegen zu haben. Auch unterwegs hab ich immer was dabei. Für fünf Minuten lohnt es sich nicht, den PC anzuwerfen, so schreibe ich Gedankenblitze oder kleine Dialoglinien mal eben schnell mit der Hand auf und übertrage sie später.
Ein sehr hilfreiches Buch ist „The Productive Writer“ von Sage Cohen.
Da haben wir ganz ähnliche Ansätze, Zeit fürs Schreiben freizuschaufeln. Wenn du auch – im Gegensatz zu mir – kein Problem mit dem Spielverzicht zu haben scheinst. Neid! :D
Danke für den Buchtipp!
Ich find, Internet ist (neben all den tollen Effekten) auch ein Zeitfresser. Es soll ein Programm geben („Freedom“?), mit dem man das besser regulieren kann. Ich hab das WLAN abgeschafft und gehe wieder mit Kabel ins Netz. Wenn ich ohne Ablenkung arbeiten will, ziehe ich das Kabel einfach raus.
Stimmt, das Internet fehlt in meiner Liste oben.
Inzwischen ist es auch bei mir die Hauptablenkungsquelle – besonders die sozialen Netzwerke, allen voran Twitter, haben inzwischen die Computerspiele von Platz 1 meiner Zeitfresser verdrängt. Ich finde darüber einfach zu viele interessante Links und lese Artikel über Artikel, während ich genau diese Zeit auch mit dem Schreiben verbringen könnte.
Auf der anderen Seite ist das Internet aber auch ein Segen und bei der Recherche hilfreich und zeitsparend, auch wenn man viele Infos noch einmal überprüfen muss.
Für den Mac gibt es ein Tool zum Abschalten der sozialen Interaktivitäten: Anti-Social. In der rechten Randspalte ist dann auch Freedom verlinkt, das sowohl auf dem Mac als auch auf dem PC funktionieren soll – und tolle Testimonials von bekannten Autoren hat. Ich hatte vorher noch nie davon gehört, danke für den Tipp!
Das Schreiben von Sachtexten und Artikeln erledige ich in der Regel an meinem Schreibtisch, mit eingeschaltetem Internet, permanentem E-Mail-Abruf etc. Also zum Beispiel das Schreiben der Artikel für dieses Blog oder meine hauptberufichen Texte für Unternehmen. Aber für das literarische Schreiben schnappe ich mir meist meinen Laptop und setze mich damit in ein anderes Zimmer. Das funktioniert dann eigentlich ganz gut und ich starte den Browser gar nicht erst. Ich denke, der Ortswechsel ist dabei mitentscheidend.
Danke für deinen Kommentar!
Bei mir ist es ebenfalls der Fernsehverzicht. Wobei ich das nicht mal als Verzicht bezeichnen würde. :D Es ist unglaublich, was für Zeitreserven man übrig hat, wenn man die Kiste aus lässt.
Außerdem bin ich eine echte Nachteule. Und da ich zum Glück wenig Schlaf benötige, schreibe ich am liebsten, wenn die Familie schon im Bett ist. Denn auf die möchte ich nun wirklich am allerwenigsten verzichten müssen.
Lustig, Fernsehverzicht scheint für uns alle kein Problem zu sein, am Schlaf scheiden sich die Geister (siehe Kommentar von Marcus).
Ich bin auch eine Nachteule und schlafe deshalb notgedrungen in der Woche sowieso zu wenig (abends finde ich nicht ins Bett, aber der Wecker klingelt morgens nun mal leider). Am Wochenende ist dann ausgiebiges Ausschlafen angesagt. Man gewöhnt sich über die Jahrzehnte daran …
Danke für deinen Kommentar!
Sehr schöner Artikel mit guten und richtigen Anregungen – nur beim Schlaf würde ich auf gar keinen Fall sparen. Schlafentzug kann gesundheitlich ernsthafte Konsequenzen haben.
Früher aufstehen funktioniert für mich hervorragend. Allerdings gehe ich dafür auch früher ins Bett. Abends bin ich eh durch und kaum zu kreativen Leistungen fähig. Für mich passt das. Für andere ist es vielleicht umgekehrt besser. Aber in der Summe sollte man als Schriftsteller lieber mehr als weniger schlafen. Am Schlaf sparen zu wollen, ist eine Milchmädchenrechnung, denn meiner Erfahrung nach steigt die Leistungsfähigkeit mit dem Schlaf beträchtlich.
An ein gewisses Schlafdefizit bin ich seit langem gewohnt (siehe auch meine Antwort über deinem Kommentar). Es stimmt aber definitiv, dass ich auch wesentlich besser vorankomme, wenn ich ausgeschlafen habe oder wenn mein Schlafdefizit zumindest nicht allzu groß ist. Du hast absolut recht!
Danke dir für den Kommentar, Marcus!
Hier sind viele Tipps gegeben worden, wie man hier und da eine Stunde einsparen kann. Die mögen hilfreich sein. Mir hilft so etwas nicht. Ich kann nicht mal eben zwischendurch ein oder zwei Stunden abknapsen und mich dann auf meinen Roman einlassen. Das klappt einfach nicht. Ich brauche die Gewissheit, dass mich in den nächsten Stunden, möglichst in den nächsten Tagen nichts stören wird. Ich lebe ja Alltag, und mein Kopf ist auf Alltag eingestellt. Ich brauche aber Zeit, um mich ganz in die Welt meines Romans zu begeben, mit meinen Figuren zu leben. Und während ich schreibe, will ich auch nicht damit rechnen müssen, von ihnen getrennt zu werden. Aber das empfindet natürlich jeder anders.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn ich täglich schreibe, ich so weit in der Welt des Romans bleibe oder sie mir zumindest nicht so weit abhanden kommt, dass ich keine große Einfühlungsphase mehr brauche, wenn ich mich dann zum Schreiben hinsetze. Zudem kann man sich ja auch zwischendurch gedanklich mit dem Roman beschäftigen: beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit, beim Wäscheaufhängen, beim Spülmaschine ausräumen oder anderen Haushaltspflichten, beim Sport, beim Warten an der Supermarktkasse.
Ich hatte mal eine Abmachung mit einer Bekannten: Einmal pro Woche haben wir uns zum Schreiben verabredet. Rein virtuell. Wir haben vorher den Termin ausgemacht und als es soweit war, haben wir uns eine Mail geschrieben, nach dem Motto: „Ich fange jetzt an!“ und „Alles klar, ich hole mir noch einen Tee, dann starte ich auch durch.“ Dann hat jeder bei sich zu Hause geschrieben. Am Ende der vereinbarten Zeit (meist eine Stunde) haben wir uns kurz gemailt, ob es gut geklappt hat, ob wir mit unserem Projekt weitergekommen sind. Aber da ich mir diese Verabredungen eine ganze Weile als einzige Zeit in der Woche zum literarischen Schreiben gegönnt habe, hatte ich den Effekt, den du anscheinend auch hast: Oft saß ich die Stunde vor einem leeren Dokument auf dem Bildschirm und fand keinen gescheiten Anfang oder ich kam bei einem schon begonnenen Projekt nicht in den Schreibfluss. Der letzte NaNoWriMo hat mir gezeigt, was enge Deadlines und tägliches Schreiben bewirken können. Da fluppte es plötzlich. Und zwar meist nach wenigen Augenblicken bis maximal Minuten.
Ich denke aber auch, dass es unterschiedliche Schreibpersönlichkeiten gibt. Die einen nutzen ihren kompletten Urlaub, um Tag und Nacht zu schreiben und in dieser Zeit einen Roman zustandezubringen – den einzigen im ganzen Jahr. Die anderen arbeiten kontinuierlich, (beinahe) täglich an ihren Werken. Da muss sicherlich auch jeder sehen, was für ihn funktioniert. Meine persönliche Meinung ist, dass man durch Konstanz und eine hohe Schreibfrequenz (mehrmals pro Woche) schneller zu besseren Leistungen findet – und insgesamt auch produktiver ist. Manche Autoren nutzen jede Gelegenheit zum Schreiben – zum Beispiel auch im Wartezimmer beim Arztbesuch. Das könnte ich allerdings auch nicht.
Aber ich muss auch ein Geständnis machen: Ich bin zwar absolut dieser Ansichten und habe auch die oben geschilderten Erfahrungen gemacht, aber so richtig konsequent, dass ich wirklich täglich schreibe, das ganze Jahr hindurch, bin ich dann leider auch nicht. Da muss ich noch besser werden!
Toll, dass du mein Blog gefunden und dir einige Artikel zu Gemüte geführt hast. Und vielen Dank für die Kommentare!
Hallo,
ich habe deine Blogartikel über google gefunden und finde ihn toll. Er gibt genau das wieder, was ich die Zeit über schon versuche. Ich bin zwar gerade nicht berufstätig aber habe zwei kleine Kinder zuhause. Die Große geht werktags für sieben Stunden in die Kita(Klingt erst mal viel, aber wenn man viel zu tun hat, ist das einfach echt wenig!) und die Kleine wird in ein paar Tagen erst ein Jahr alt. Ich kann aufgrund dessen mich leider auch nicht jeden Tag ransetzen, auch wenn ich mir vornehme zumindest eine halbe Stunde lang zu schreiben oder zu lernen(studiere an der Schule d. Schreibens). Termine muss ich auch wahrnehmen und dann kann es passieren, dass der Tag so vollgepackt ist, dass ich wirklich selbst abends nicht mehr zum schreiben komme. Meistens klappt es, aber es hat Konsequenzen. Ich lebe dadurch kaum meine Hobbys aus. Lesen meiner Bücher oder häkeln, puzzlen, all das was ich gern tue kommt zu kurz. Ich muss mir Prioritäten setzen. Lese ich heute Abend wenn das letzte Kind im Bett ist(das ist meist erst nach 21 Uhr) noch ein Buch, schaue ich einen Film, schreibe ich an meinem Blog oder lerne ich für das Studium. Oder höre ich mal wieder Musik, nehme ich ein ausgiebiges Bad oder häkel ich an meiner Decke weiter? Ich gehe schon immer spät ins Bett, aber seit meiner Kleine auf der Welt ist schlaucht mich das mehr den je. Normalerweise haben mir 5 oder 6 Stunden Schlaf ausgereicht. Dann kam die Kleine und selbst wenn ich schon um 22 Uhr ins Bett gehe(was für mich EXTREM früh ist), bin ich morgens müde. Meine Kleine wird mehrfach in der Nacht wach. Aber trotzdem versuche ich die Abendstunden zu nutzen, gerade da bin ich nämlich am produktivsten. Aber man muss das schreiben auch als „Job“ annehmen um sich Zeit dafür zu nehmen. Die Arbeit ist zuhause und die Zeit kann man sich einteilen – wie bei selbstständigen Gewerblern. Gerade jemand wie ich der kein Geld verdient, für den ist das, von Außen betrachtet, nur so was „nebenbei“. Was da wirklich für ein Zeitaufwand und was da für harte Arbeit drin steckt, sehen die Leute nicht. Mein Mann scheint manchmal sehr genervt von der Tatsache dass ich mich mal für ne Stunde am Tag ins Schlafzimmer verziehe. Das muss ich auch manchmal tun – an mich denken. Meine Kleine schläft tagsüber nur 2 bis 3 Stunden, einmal vormittags und einmal nachmittags. Dann muss ich noch los die Große von der Kita abholen. Da bleibt mir also manchmal nur bedingt Zeit etwas ohne Kind zu tun. Manche Dinge im Haushalt erledigen sich einfacher wenn das Baby schläft und so weiter. Das muss ja auch gemacht werden, wenn man zum Großteil für den Haushalt allein zuständig ist. Ich spiele derzeit auch keine PC-spiele. Gerade wenn ich mir viel Arbeit auferlegt habe für die kommenden Tage/Wochen ist an „Freizeit“ kaum zu denken. Aber es ist GSD nicht jeden Tag so.
Liebe Cat,
ich habe noch gar nicht auf deinen ausführlichen Kommentar geantwortet, Asche auf mein Haupt! Vielen Dank für den Einblick, den du da gegeben hast. Mit Kindern ist es sicherlich deutlich schwieriger, sich persönliche Freiräume zu erobern (ich selbst habe keine Kinder). Bei all den Aufgaben und Verpflichtungen hast du meinen vollen Respekt, all das zu meistern. Ich wünsche dir, dass du daneben ausreichend Zeit findest, Dinge zu tun, die dir Spaß machen und die du gern tun möchtest, aber auch einfach mal die Zeit, ein bisschen zur Ruhe zu kommen.
Alles Gute fürs neue Jahr!
Kerstin