Genre: Thriller versus Krimi

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Wie lassen sich Kriminalromane und Thriller voneinander abgrenzen? Was nach einer rein theoretischen Überlegung klingt, bringt einen durchaus praktischen Nutzen im Hinblick auf Verkaufszahlen und Leserzufriedenheit mit sich. Doch selbst Fachleute sind sich uneins, was die konkreten Definitionen anbelangt. Dabei ließe sich die Frage eindeutig beantworten.

Warum ist es überhaupt wichtig, ob auf einem Buchcover Kriminalroman oder Thriller steht? Beides ist Spannungsliteratur, die Zielgruppen dürften zumindest eine große gemeinsame Schnittmenge haben und ein gutes Buch wird immer gefunden. Richtig? Ja und nein.

Die richtige Zielgruppe ansprechen

Ich kenne eine Autorin, die ihre Werke als Kriminalromane ansieht. Die großen Publikumsverlage, bei denen sie bisher veröffentlicht hat, bezeichnen sie aber als Thriller. Das Argument: Thriller liefen zurzeit besser. Es handelt sich also um eine reine Marketingentscheidung.

Nun ist Verkaufsförderung eine nachvollziehbare Begründung, mit literarischen Maßstäben hat sie aber nichts zu tun. Das Beispiel zeigt jedoch sehr schön, dass Leser – und damit Käufer – sehr wohl darauf achten, was auf einem Buchcover steht. Die meisten Leser haben ihre Lieblingsgenres und möchten immer wieder ein ähnliches Leseerlebnis genießen. Wird ein Roman falsch kategorisiert, kann das zu einer enttäuschten Lesererwartung führen – und eventuell zu negativen Rezensionen. Nicht unbedingt, weil das Buch an sich schlecht ist, sondern weil der Leser sich ein andersartiges Buch erhofft hat.

Spätestens bei der Veröffentlichung muss also klar sein, um welches Genre es sich handelt. Dann können die Buchhändler das Werk ins passende Regal einsortieren und beim Onlinehändler landet es in den richtigen Kategorien. Nur so kann die anvisierte Zielgruppe das Buch auch finden.

Selfpublisher müssen daher die Genres und ihre Abgrenzungen genau kennen. Das gilt auch für Verlagsautoren (und solche, die es werden wollen), denn sie müssen schon im Exposé, das sie an Verlage schicken, angeben, um welche Art von Roman es sich handelt.

Die Abgrenzung von Kriminalromanen zu Thrillern

Ein wichtiger Hinweis vorab: Krimis und Thriller haben natürlich viele Gemeinsamkeiten und Überschneidungen. Zudem gibt es durchaus unterschiedliche Sichtweisen, was die Genregrenzen von Krimis und Thrillern anbelangt. Ich habe vor vielen Jahren beide Genres für mich so definiert, dass eine Unterscheidung leicht zu treffen ist und dem Hauptmerkmal des Thrillers, dem Thrill, Rechnung getragen wird.

Der Kriminalroman

Im Kriminalroman geschieht meist zu Anfang ein Verbrechen oder das Verbrechen hat bereits stattgefunden und der Roman setzt da ein, wo die Hauptfigur davon erfährt. Im weiteren Verlauf steht die Ermittlungsarbeit im Vordergrund. Es geht darum, den Täter zu überführen und dingfest zu machen. Die Hauptfigur kann ein Ermittlungsprofi sein (Polizist, Kriminaltechniker, Rechtsmediziner, Privatdetektiv, …), sie kann aber auch Ermittlungslaie sein (siehe zum Beispiel Miss Marple, die Hauptfigur in vielen Romanen von Agatha Christie, oder auch Jessica Fletcher aus Mord ist ihr Hobby).

Der Thriller

Auch hier kann zu Beginn ein Verbrechen stattfinden, das ist aber kein Muss. Das wichtigste Merkmal ist eine ständige Bedrohung, die über den gesamten Roman anhält und erst gegen Ende aufgelöst wird – egal, ob mit einem Sieg oder einer Niederlage des Protagonisten. Hier geht es also darum, dass ein Verbrechen droht beziehungsweise eine deutliche Verschlimmerung der Situation – und dass der Protagonist alles daransetzen muss, das zu verhindern. Währenddessen gerät die Hauptfigur in der Regel sogar selbst in Gefahr.
In den meisten Thrillern steht die Handlung im Vordergrund. Spielen die Figuren, deren Psyche und die Figurenkonstellation eine mindestens ebenso wichtige Rolle wie die Handlung, bezeichnet man es als Psychothriller. Die Hauptfigur kann wie beim Krimi Ermittlungsprofi oder -laie sein. Letzteres ist beim Thriller häufiger der Fall als beim Krimi.

Zum Vergleich eine andere Definition von Thriller

Ich habe mich einmal mit einem Literaturagenten, den ich übrigens sehr schätze, zu dem Thema unterhalten. Er ist der Ansicht, dass Thriller große Themen und eine große Bedrohung für viele Menschen haben müssen sowie an mehreren berühmten Schauplätzen spielen sollten.

Ich finde nicht, dass in einem Thriller auf jeder vierten Seite ein Mord passieren muss und dass die gesamte Menschheit bedroht sein muss. Ich finde sehr wohl, dass das Genre auch auf Literatur zutrifft, in der eine kleine Gruppe von Menschen oder sogar nur ein einzelner in Gefahr gerät. Natürlich ist die Spannung ein ganz wesentlicher Punkt. Aber die kann sich aus verschiedenen Dingen speisen, neben der Handlung zum Beispiel auch aus der Figurenentwicklung und den Beziehungen der Figuren untereinander.

Dass ich mit meiner Definition nicht allein bin, zeigt ein Interview mit Jussi Adler-Olsen, in dem er sagt: „Der Krimi handelt von der Aufklärung eines Verbrechens, im Thriller geht es darum, ein Verbrechen zu verhindern.“ Meine Worte. ;-) So lassen sich beide Genres ganz leicht unterscheiden und Autoren beziehungsweise Verlage können Romane konkret zuordnen.


Schreibst auch du Spannungsliteratur? Krimi oder Thriller? Hast du dir über die Unterschiede schon Gedanken gemacht? Definierst du die Genregrenzen eventuell sogar anders als ich? Dann her damit! Ich freue mich über Kommentare!


Bildnachweis: francofox || depositphotos.com

4 Kommentare

  1. Hallo,

    danke für den Artikel.
    Mir ist der Unterschied eigentlich klar, trotzdem bin ich genauso schlau wie vorher.
    Mein Buch passt sowohl auf Krimi als auch auf Thriller. Ich will hier jetzt nicht auf den Plot eingehen.
    Darf ich dir mal ein Exposé schicken?

    LG
    Birgit

  2. Hi,
    danke, dass du dir Zeit für deinen Artikel genommen hast.
    Eigentlich habe ich einen Thriller, als etwas wo immer Mord vorkommt bezeichnet. Also nicht nur „Dann holte er den Messer raus und steckte ihn in den Hals“, sondern wo es so eine halbe oder ganze Seite beschrieben wird, dass er den Messer einsteckte, wie man als Zuschauer das „Weh-tun“ spürte, wie die Blut rausquil (weiß nicht wie man es richtig schreibt Transkription:[rauskwil]) usw. Jetzt bin ich aber am Zweifeln.
    Den Artikel fand ich aber toll. Wirklich. Ich finde es auch richtig dass ich jetzt zweifle, weil sollte ich falsch liegen, könntest du mich verbessern und dann hätte ich keine Probleme damit.
    LG
    Sergiy

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