Der Liebster-Award dient dazu, neue Blogs zu entdecken und die Blogger dahinter kennenzulernen. Ich wurde von Marcus Johanus nominiert, was mich sehr freut, und darf nun seine elf Fragen beantworten.
1. Warum bloggst du?
Ich hatte ein paar herausragende Blogs von amerikanischen und britischen Autoren und Literaturagenten gefunden, die sich explizit an Autoren richteten und extrem hilfreiche Informationen lieferten. Zu diesem Zeitpunkt gab es im deutschsprachigen Raum zwar auch einige Autorenblogs, allerdings waren das in der Regel Blogs von Autoren, die darüber ihre Leser auf aktuelle oder künftige Veröffentlichungen aufmerksam machen wollten. Blogs mit der Zielgruppe Autoren waren rar, so rar, dass ich keine gefunden habe. Vielleicht sind mir auch einige entgangen, das mag sein, aber verbreitet waren sie damals ganz bestimmt noch nicht. Gängiger war dagegen ein Austausch in Onlineforen und natürlich hatten Andreas Eschbach und ein paar andere Autoren bereits einige sehr hilfreiche Ratschläge auf ihren jeweiligen Websites, aber Blogs mit regelmäßigen Tipps, die bei einzelnen Themen auch einmal in die Tiefe gingen, waren mir nicht bekannt. Ich wollte daher ein Blog ins Leben rufen, das möglichst alle Facetten des Schreibens, Veröffentlichens und des Buchmarketings beleuchtet – mit starkem Fokus auf einen Nutzwert für die Leser meines Blogs. Damit wollte ich anderen Autoren Zeit und gegebenenfalls Geld für kostspielige Seminare ersparen. Inzwischen gibt es allerdings ja eine Fülle deutschsprachiger Blogs für Autoren.
2. Was inspiriert dich?
Mich inspirieren ganz viele verschiedene Dinge. Natürlich gute Geschichten – ob sie mir in einem Buch, einem Film oder einem sonstigen Medium begegnen. Gute Geschichten wecken automatisch und unmittelbar die Motivation und die Lust zu schreiben. Mich inspirieren aber auch reale Ereignisse. Viele Ideen kommen mir aufgrund von Meldungen in den Nachrichtenportalen, auch wenn es nur ein ganz kleiner Funke ist, der die Idee entzündet, die letztlich in eine ganz andere Richtung gehen kann. Auch gesellschaftliche Phänomene gehören dazu. Ich habe Soziologie studiert und bin an diesen Themen natürlich nach wie vor sehr interessiert.
3. Was hältst du von sozialen Medien wie Facebook und Twitter, um deinen Blog bekannter zu machen?
Für alle, die etwas veröffentlichen und die möchten, dass das auch gelesen wird, halte ich soziale Medien für unverzichtbar. Es gibt wohl kaum eine andere Möglichkeit, mit der sich kostenlos und schnell eine so große Reichweite aufbauen lässt. Aber es geht nicht nur darum, das eigene Blog bekannter zu machen, sondern ich finde vor allem den Austausch wichtig – und inspirierend. Hier haben wir also gleich noch eine weitere Inspirationsquelle.
Angefangen habe ich mit Twitter, und wahrscheinlich ist das deshalb nach wie vor mein liebster Social-Media-Kanal. Als zweites Netzwerk kam Google+ dazu, als es noch in der Betaphase war, aber ich muss sagen, dass ich dort am wenigsten aktiv bin. Bei Facebook bin ich nun seit knapp zwei Jahren und habe mich trotz anhaltenden Fremdelns mit den Datenschutzregeln inzwischen mit der Plattform arrangiert und verbringe manchmal zu viel Zeit dort.
4. Was tust du überhaupt, um deinen Blog zu bewerben?
Wenn ich neue Artikel im Blog veröffentliche, poste ich einen kurzen Hinweis mit Link in den oben genannten drei sozialen Netzwerken. Ich habe außerdem inzwischen einige Artikel für die Autorenzeitschrift Federwelt geschrieben. Dort erscheint dann jeweils am Ende des Artikels die Webadresse meines Blogs. Weitere Marketingmaßnahmen habe ich noch nicht ergriffen, das hätte zuletzt auch keinen Sinn ergeben, denn ich hatte nur sehr wenig Zeit und konnte nicht mehr regelmäßig Beiträge im Blog veröffentlichen. Das soll sich nun aber wieder ändern.
5. Was betrachtest du beim Bloggen als Erfolg?
Wenn ich jemandem mit einem Artikel weiterhelfen konnte, entweder mit einem echten Aha-Erlebnis oder indem ich zumindest eine weitere Möglichkeit oder Facette aufzeigen konnte, die er noch nicht kannte. Wenn ich solche Rückmeldungen bekomme, sei es als Kommentar im Blog oder – was häufiger der Fall ist – per E-Mail, dann freue ich mich immer ungemein und sitze hier mit einem breiten Grinsen. Dafür mache ich das schließlich, das ist mir das Wichtigste. Daneben betrachte ich es auch als Erfolg, dass, obwohl es die letzten Monate in meinem Blog recht ruhig war, die Zugriffszahlen recht hoch sind und regelmäßig Kommentare und Rückmeldungen per E-Mail hereinkommen. Die Artikel werden nach wie vor gefunden und scheinen Menschen zu helfen.
6. Was hörst du beim Schreiben?
Gar nichts. Beim Schreiben brauche ich absolute Ruhe, um mich konzentrieren zu können. Ich beneide Menschen, die in Cafés schreiben können. Mich lenkt schon Musik ab, zumindest wenn sie mit Gesang, also mit Text daherkommt. Eventuell könnte ich es einmal mit Instrumentalmusik versuchen, aber bisher hat sich Stille für mich am besten bewährt.
7. Zu welcher Zeit schreibst du am liebsten?
Definitiv abends, gern auch sehr spät bis tief in die Nacht hinein. Ich bin ein Nachtmensch.
8. Welches sind deine Ressourcen beim Schreiben, die du jedem weiterempfehlen würdest?
Wenn ich (neben den ganz offensichtlichen wie einen Ort, an dem man gut schreiben kann, vernünftige und verlässliche Hardware, eine gute Tastatur, …) nur eine Ressource nennen dürfte, die ich jedem Autor empfehlen würde, dann wäre das Scrivener. Diese Software ist speziell für Autoren konzipiert und man kann ihre Hilfe beim Planen und Organisieren großer Schreibprojekte und auch beim Schreibprozess selbst gar nicht hoch genug einschätzen.
Recht neu ist für mich noch Dragon NaturallySpeaking. Bei einigen Schreib- und Übersetzungsprojekten habe ich das Programm bereits eingesetzt und bin begeistert. Auch diese Antworten hier diktiere ich über Dragon. Beim kreativen Schreiben habe ich es noch nicht ausprobiert, möchte das aber noch nachholen, zumindest bei sehr dialoglastigen Szenen. Mal schauen, wie das läuft, da bin ich selbst noch gespannt.
9. Welches Buch hat dein Schreiben verändert?
Oh, das ist eine schwierige Frage. Ich kann das schlecht auf ein einziges Buch reduzieren. Letztlich beeinflusst einen jedes Buch, das man liest, manche aber natürlich mehr als andere. Ich würde drei herausgreifen: »Das Leben und das Schreiben« von Stephen King, »Über das Schreiben« von Sol Stein und »Amnesie« von Michael Robotham. Das Buch von King hat mir nicht so viel über das Handwerk beigebracht, aber es ist für mich das beste Buch, wenn es um Motivation fürs Schreiben geht. Aus dem Buch von Stein habe ich unglaublich viele Tipps und Tricks zum Handwerk gezogen, beispielsweise zum Spannungsaufbau. Und die erste Seite von »Amnesie« von Robotham ist ein Paradebeispiel für in medias res und stilistisch zum Niederknien. Die Bilder und Metaphern, die er benutzt, sind innovativ und unglaublich treffend. Ich empfehle, einen Blick in die kostenlose Leseprobe bei Amazon zu werfen, und wenn es nur für die ersten zwei Absätze ist. Genial!
10. Und welches Buch würdest du nie wieder anfassen, selbst wenn ein Hunderter darin liegen würde?
»Effi Briest« von Theodor Fontane. Wir hätten es eigentlich für die Schule lesen müssen, aber ich bin über die erste Seite nie hinausgekommen – und das als absolute Büchernärrin und Vielleserin! Was für ein furchtbarer, langatmiger Stil. Beschreibungen noch und nöcher. Der Anfang beinhaltet alles, wovor heute gewarnt wird. Und zwar zu Recht.
11. Von welchen Dingen würdest du anderen Bloggern abraten?
Das Blog ausschließlich für die eigene Nabelschau zu benutzen. Selbstverständlich kann man das eigene Blog auch dazu verwenden, auf eigene Publikationen aufmerksam zu machen oder auf eigene Kurse, Dienstleistungen oder Produkte (es gibt ja noch andere Blogger als Autoren). Aber das sollte nicht im Vordergrund stehen, geschweige denn den gesamten Inhalt ausmachen. Das mag bei Stars und bei Mega-Bestsellerautoren funktionieren, aber bei niemand anderem. Das ist wie bei den Spammern in den sozialen Netzwerken, die außer »Kauft mein Buch!« nichts posten und mit dieser Strategie mehr Menschen vergraulen, als sie Leser gewinnen. Stattdessen sollten sich Blogger lieber fragen, was ihre Zielgruppe interessiert und/oder was sie weiterbringt – und gezielt entsprechende Inhalte veröffentlichen. Abgesehen davon, dass es sehr erfüllend ist, anderen Menschen zu helfen, bin ich überzeugt davon, dass sich das letztlich auch besser auszahlt als Werbespam. Ich selbst folge einigen Blogs und kaufe unbesehen jedes Buch, das die jeweilige Bloggerin beziehungsweise der jeweilige Blogger herausbringt – einfach weil ich sie oder ihn unterstützen möchte, nachdem ich von dem Blog gut unterhalten wurde oder etwas daraus lernen durfte. Ich kaufe dann auch die weiteren Bücher, weil mich letztlich auch der Mensch interessiert und ich neugierig bin, wie sich dessen Schreibe weiterentwickelt. Nur so funktioniert es meines Erachtens.
Neue Nominierungen / Blogempfehlungen
Der Liebster-Award sieht eigentlich vor, dass ich nun meinerseits 11 Blogs nominiere und den Betreibern 11 Fragen stelle. Nun ist meine Nominierung durch Marcus Johanus schon einige Zeit her – Asche auf mein Haupt, ich bin nicht früher dazu gekommen, die Fragen zu beantworten. In dieser Zeit wurden natürlich bereits zahlreiche andere Blogs nominiert und ich denke, es dreht sich irgendwann im Kreis. Daher denke ich, dass diese Nominierungen nun nicht mehr viel bringen.
Natürlich gibt es aber einige Menschen mit tollen Blogs, denen ich gern (personalisierte) Fragen stellen würde. Ich werde in Zukunft einige Interviews führen und bin mir sicher, dass so viele nützliche und hilfreiche Informationen zusammenkommen. Das habe ich schon seit langer, langer Zeit vor (tatsächlich seitdem dieses Blog existiert), nun mache ich bald Ernst.
Statt also weitere Blogs für den Liebster-Award zu nominieren, möchte ich euch gern einfach ein paar höchst interessante und absolut wundervolle Blogs empfehlen. Wenn die jeweiligen Blogger Lust haben, ebenfalls am Liebster-Award teilzunehmen: nur zu! Ich würde mich freuen und stelle euch die Fragen von Marcus, die ich oben beantwortet habe; das sind nämlich sehr gute Fragen. Aber fühlt euch zu nichts verpflichtet, vor allem nicht, wenn ihr zum wiederholten Mal nominiert wurdet.
Hier nun also meine Empfehlungen/Nominierungen (ich habe mich auf 11 beschränkt und sie salomonisch den Nachnamen der Betreiber entsprechend alphabetisch sortiert):
Erase and Rewind – von Zoë Beck
Vom Schreiben leben – von Annika Bühnemann
Die Schreibdilettanten – ein Autorenpodcast von Marcus Johanus und Axel Hollmann
Die Self-Publisher-Bibel – von Matthias Matting
SteglitzMind – von Gesine von Prittwitz
Literaturcafe.de – von Wolfgang Tischer
schriftzeit.de – von Stephan Waldscheidt (wird leider, leider nicht weitergeführt, aber es gibt noch eine immense Fülle sehr informativer Artikel im Archiv)
Ich mach was mit Büchern – von Leander Wattig
Viel Spaß beim Entdecken, falls ihr einen oder mehrere dieser Blogs noch nicht kennt!