Cover Bessere! Romane! Schreiben!

Rezension: Bessere! Romane! Schreiben! von Stephan Waldscheidt

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Bessere! Romane! Schreiben! ist ein ungewöhnlicher Autorenratgeber. Der Inhalt besteht aus mehr als 50 Artikeln des Blogs schriftzeit.de, die laut dem Autor Stephan Waldscheidt überarbeitet und zum Teil deutlich erweitert wurden. Somit besteht der Ratgeber aus zahlreichen Kapiteln, die jedes für sich stehen können. Zwar wurden sie für den Ratgeber in eine logische Reihenfolge gebracht, aber sie bauen nicht aufeinander auf. Stattdessen hat der Autor sich pro Artikel/Kapitel ein sehr spezielles und eng umrissenes Thema genommen und dieses anhand von Beispielen besprochen. Dieses ungewöhnliche Konzept hat sowohl seine Vor- als auch seine Nachteile.

Der Autor und Schreibcoach Stephan Waldscheidt hat inzwischen einige Autorenratgeber veröffentlicht. Bessere! Romane! Schreiben! war der erste, den er in Eigenregie herausgebracht hat. Inzwischen ist daraus eine Reihe entstanden, die zurzeit insgesamt drei Bände umfasst. Daneben hat der Autor noch weitere Ratgeber zu sehr engen Themen (Absätze, Adjektive) geschrieben.

Bessere! Romane! Schreiben! ist laut Beschreibung des Autors auf der Amazonseite zum Buch

„[…] keine A-Z-Anleitung zum Schreiben von Romanen. Vielmehr erläutert und vertieft der Autor anhand von Beispielen aus bei großen Verlagen erschienenen Romanen Aufgaben und Schwierigkeiten, die jedem Autor früher oder später begegnen. Er zeigt Ihnen Techniken, wie Sie diese Herausforderungen lösen und Ihre Romane noch lesenswerter, noch packender machen.“

Löst der Ratgeber diesen Anspruch ein? Ja, definitiv.

Was mir an dem Ratgeber sehr gut gefällt

Der Ratgeber ist sehr praxisorientiert. Jede These, jede Behauptung wird anhand ganz konkreter Beispiele aus Romanen untermauert. Stephan Waldscheidt zeigt, wie ein Autor ganz gezielt Effekte erreichen kann und mit welchen Mitteln er dieses Ziel erreicht. Das hat oft einen höheren Lerneffekt zur Folge als ein Haufen grauer Theorie, denn der Leser des Ratgebers kann hier alles an praktischen Beispielen überprüfen und selbst sehen, wie die handwerklichen Kniffe auf ihn wirken. Darin liegt die große Stärke des Ratgebers.

Last but not least: Die Artikel sind nicht nur gut, sondern auch humorvoll geschrieben. Beim Lesen sind somit nicht nur Aha-Effekte garantiert, sondern auch das Schmunzeln.

Was einem vor dem Kauf klar sein sollte

Der Ratgeber behandelt sehr eng definierte Herausforderungen, die beim Schreiben und beim Überarbeiten eines Romans auf den Autor lauern. Er zeigt aber nicht, wie man überhaupt an diesen Punkt gelangt. Wie entwickelt man eine Idee? Wie ist ein Roman aufgebaut? Wie entwickele ich einen Plot, der einen Roman trägt? Wie eine Handlungsstruktur, die den Leser bei der Stange hält? Wie gehen Entdeckungsschreiber am besten vor, wie kann man demgegenüber im Vorfeld des Schreibens so vorausplanen, dass sich die Rohfassung locker und leicht schreiben lässt? Auf all diese Fragen bietet das Buch keine Antworten. Wer zum ersten Mal das Abenteuer angeht, einen Roman zu schreiben, und noch nicht weiß, wie er dieses Riesenprojekt ganz konkret beginnen kann oder soll, der bleibt bei diesem Ratgeber im Status der Unwissenheit. Aber: Der Ratgeber hat auch gar nicht den Anspruch, all das zu leisten.

Obwohl ich fast allen Tipps des Ratgebers uneingeschränkt zustimme, gibt es doch auch Ausnahmen zu dieser Regel. Beispiel Prologe: Stephan Waldscheidt propagiert ein Weglassen des Prologs und behauptet, dass viele Lektoren und Agenten keine Prologe mögen und sie oft nicht einmal lesen. Dabei haben sehr viele der Top-Bestseller einen Prolog, wobei das durchaus vom Genre abhängig ist. Aber zumindest bei Krimis und Thrillern trifft das zu. Zudem schreibt Stephan Waldscheidt sehr dogmatisch, dass ein Prolog immer auch einen Epilog zur Folge haben muss: „Prologe bedingen einen Epilog. Für Sie als Autor heißt das: Sie müssen nicht nur ein befriedigendes Ende schreiben, sondern zwei“ (aus dem Kapitel „Der Prolog im Roman – und was gegen ihn spricht“). Das ist mitnichten so. Viele in großen Verlagen veröffentlichte Bücher haben einen Prolog, aber keinen Epilog. Beispiele (für die ich nicht lange suchen musste, sondern wenige Griffe in mein Bücherregal ausreichten):

  • Dan Brown: Illuminati (Bastei Lübbe)
  • Gegory & Tintori: Das Buch der Namen (rororo)
  • Tom Clancy: Im Auge des Tigers (Heyne)

Nun sind die Punkte, in denen ich (und anscheinend auch einige große Verlage) anderer Ansicht bin als der Autor des Ratgebers, extrem wenige – und diese wenigen betreffen winzige Details. Dagegen bietet der Ratgeber aber eine große Fülle an wirklich nützlichen Hinweisen und Problemlösungen für Autoren, sodass diese Kritikpunkte im Vergleich als sehr gering anzusehen sind.

Fazit

Für mich funktioniert das Buch gut als Ergänzung zu klassisch aufgebauten Ratgebern. Und als solche Ergänzung bekommt es meine absolute Empfehlung. Als alleinigen Schreibratgeber oder für blutige Anfänger halte ich es für weniger geeignet.


Stephan Waldscheidt
Bessere! Romane! Schreiben!
Umfang: ca. 150 Buchseiten (Autorenangabe auf Amazon)
Preis: 3,99 Euro
Bezugsmöglichkeit bei Amazon (mobi)


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