Auf Twitter und Google+ habe ich es schon vor Tagen verkündet, am Abend vor dem Start nun endlich auch hier: Ich werde am diesjährigen NaNoWriMo (kurz für National Novel Writing Month, trotz des Namens ein globales Phänomen) teilnehmen. Das Ziel: im November 50.000 Wörter eines Romans schreiben. Ich denke, ich bin gut gerüstet und freue mich auf das Erlebnis. Diese Zuversicht verdanke ich einer gründlichen Vorbereitung. Wer sich jetzt noch ganz kurzfristig zur Teilnahme entschließt, hat aber ebenfalls Erfolgschancen. Es gab in der Vergangenheit einige Teilnehmer, die mit einer vagen (aber guten) Idee gestartet sind und im Laufe des Schreibens die Geschichte entdeckt und den NaNoWriMo gewonnen haben.
Womit ich starte
Nachdem ich eine Grundidee hatte und wusste, in welchem Genre ich den Roman schreiben möchte, habe ich mich mit folgenden Punkten beschäftigt:
- Charakterisierungen
Ich kenne meine Hauptfigur sehr gut. Zu ihr habe ich den Hintergrund entwickelt, ich kenne ihre Stationen im Bildungssystem, ihren Beruf, finanzielle Verhältnisse, Familienstand, Elternhaus sowie prägende Erlebnisse von der Kindheit bis zu der Zeit, zu der der Roman startet. Ich weiß, wie die Figur ist und tickt und warum das so ist. Das hilft mir ungemein dabei, die Figur in jeder Situation schlüssig handeln und reagieren zu lassen.
So detailliert habe ich nicht alle Figuren entwickelt. Zu zwei, drei weiteren sehr wichtigen Figuren habe ich mir ähnlich viele Gedanken gemacht, etwa natürlich zum Antagonisten. Zu vielen Nebenfiguren weiß ich ebenfalls, wer und wie sie sind, was ihre aktuellen Ziele sind und wie sie zu meiner Protagonistin stehen. Eben alles, was für die tatsächliche Handlung im Roman relevant ist, aber eben nicht mehr, also beispielsweise familiäre Hintergründe (sofern nicht relevant), Erlebnisse aus der Kindergartenzeit, wenn die Figuren nun in den 60ern sind etc. Jetzt, so kurz vor dem Start des NaNoWriMo, wünsche ich mir, zu mehr Figuren detaillierte Dokumente angelegt zu haben. Denn zu den meisten habe ich – im Gegensatz zu meiner Protagonistin, zu der ich vieles schriftlich ausgearbeitet habe – die meisten Fakten nur im Kopf. Aber ich denke, das reicht aus. Manche Figuren sollen sich gern beim Schreiben noch etwas entwickeln dürfen. Und die wesentlichen Charakterisierungen stehen ja. - Handlungsstruktur
Ich habe eine Handlungsstruktur nach dem Sieben-Punkte-System entworfen. Und zwar sowohl für den Haupthandlungsstrang (main plot) als auch für einen Nebenhandlungsstrang (sub plot). Das war ungemein hilfreich und ich kann die Methode nur empfehlen. Marcus Johanus hat sie neben anderen Methoden hier in einem Gastbeitrag vorgestellt. - Thema
Nachdem ich die Handlungsstruktur entworfen hatte und wusste, was in dem Roman alles geschehen wird, sprang mich das Thema geradezu vom Papier (oder besser: vom Bildschirm) an. Es zieht sich sowohl durch den main plot als auch durch den sub plot und speist sich aus den Charakterzügen und dem Beziehungsgefüge meiner Figuren. Der Moment, als mir unvermittelt klar wurde, was eigentlich der Sinn des Romans ist, welches Grundthema ihm zugrundeliegt, war einfach nur klasse. Nun kann ich jede Szene auf dieses Thema hin optimieren und den Roman somit wesentlich stärker machen. - Recherche
Ich greife einige Bereiche in meinem Roman auf, in denen ich keine eigenen Erfahrungen habe. Also habe ich recherchiert. Mir macht das sehr viel Spaß, denn die Themen interessieren mich natürlich und ich lerne gern dazu. Ich habe mit zahlreichen Experten telefoniert und gemailt und war immer wieder überrascht, wie bereitwillig die Menschen Auskunft über ihr Berufsfeld beziehungsweise ihr Kerngebiet geben. Das ist eine tolle Erfahrung. - Szenenplan
Ich habe einen Szenenplan erstellt. Zur genauen Vorgehensweise werde ich noch einen Artikel schreiben. Mein Plan umfasst 61 Szenen, zu denen ich jeweils in zwei bis drei Sätzen notiert habe, was dort passieren soll, aus welcher Perspektive ich die Szene erzählen werde, welche Figuren zusätzlich in der Szene auftauchen und an welchem Ort sie spielt. So weiß ich immer, wie es mit dem Roman weitergehen soll und hoffe, Schreibblockaden zu vermeiden. Auch hier denke ich, dass ich die Szenen eventuell noch etwas weiter hätte entwickeln können, noch weiter ins Detail hätte gehen können, aber nun muss es so reichen. Und ich bin zuversichtlich, dass es das wird.
Meine geplante Vorgehensweise im November
Ich bin selbstverständlich wild entschlossen, die 50.000 Wörter im November zu schaffen. Dazu müsste ich an allen 30 Tagen des Monats jeweils 1.667 Wörter schreiben. Aber natürlich kann das Leben verrücktspielen und es landet ein Haufen Mehrarbeit auf dem Tisch oder ein Familienmitglied wird krank oder man selbst (ich habe gerade einen grippalen Infekt hinter mir, der sehr hartnäckig war und wegen dem es hier in der letzten Zeit leider sehr ruhig war). Daher möchte ich mir möglichst früh ein Polster herausschreiben, sodass ich nicht an dem Ziel zu scheitern drohe, wenn ich mal zwei, drei Tage nicht zum Schreiben komme. Ich peile also 2.000 Wörter pro Tag an. Dann könnte ich einen Tag pro Woche pausieren, wenn etwas dazwischenkommt. Und an den Wochenenden möchte ich jeweils sogar mehr als diese 2.000 Wörter pro Tag schreiben, um ein noch besseres Polster zu haben.
Nach dem NaNoWriMo
50.000 Wörter sind eine Menge, wenn man sie in einem Monat schreiben möchte. Aber für einen Roman ist das natürlich wenig. Ich schätze, dass mein Roman am Ende bei etwa 90.000 Wörtern landen wird. Ich würde die Rohfassung gern bis Ende des Jahres abschließen. Daher hoffe ich, den Schwung aus dem November in den Dezember hinüberzuretten und dann den Rest des Romans zu schreiben. Je mehr ich im November über die 50.000-Wörter-Marke komme, desto besser stehen die Chancen, wirklich bis Jahresende fertig zu werden, trotz Weihnachten und den damit verbundenen Geschenkeeinkäufen, Familienbesuchen, Feiern etc. Auch deshalb peile ich ein etwas höheres Schreibpensum an.
Planst du dieses Jahr eine Teilnahme am NaNoWriMo? Wie gehst du das Abenteuer an? Ich freue mich über Kommentare!
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