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Das Romanmanuskript: Der schnelle Weg zur Rohfassung

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Einen Roman zu schreiben ist ein Mammutprojekt: Die meisten Werke für Erwachsene liegen bei 80.000 bis 110.000 Wörtern. Wie schafft man es, solch ein Projekt zu stemmen? Wie kann man rund 100.000 Wörter veröffentlichungswürdiger Prosa in einer angemessenen Zeit schreiben? Der Trick liegt in der Trennung von kreativem Schreiben und strategischer Überarbeitung. Und damit hat man auch schon eine mächtige Waffe gegen Ängste und Schreibblockaden: Die Rohfassung muss nicht perfekt sein.

Das Schreiben der Rohfassung

Um eine Rohfassung in angemessener Zeit fertigzubekommen, ist eine gute Vorbereitung hilfreich. Doch selbst mit der besten Planung kann es passieren, dass das Schreiben selbst nur zäh vorangeht. In diesem Fall ist fast immer der „innere Kritiker“ schuld.

Das Schreiben und das Überarbeiten von Geschichten benötigen unterschiedliche Fähigkeiten. Der Fokus liegt jeweils auf anderen Dingen. Während das Schreiben eine höchst kreative Handlung ist, sind beim Überarbeiten analytisches Denken und Genauigkeit gefragt. Das sind zwei völlig unterschiedliche Denkmuster. Wer nun schon beim Schreiben jedes Wort auf die Goldwaage legt, jede Formulierung seziert und jedes Komma infrage stellt, der wird nicht vorankommen. Ich weiß das, denn ich habe früher auch jeden ersten Satz zehnmal umgeschrieben, bis ich endlich zum zweiten kam und so weiter. Nur um am Ende den ersten Absatz komplett in die Tonne zu treten.

„Die erste Fassung ist immer Mist“, soll Hemingway einmal gesagt haben. Wenn sogar er, ein ausgewiesener Meister seines Fachs, so etwas von sich gab, sollte man die Richtigkeit dieser Aussage nicht anzweifeln. Kein Autor, auch keiner der sogenannten „großen Literaten“, liefert auf Anhieb ein perfektes Manuskript ab. Wobei „perfekt“ sowieso nie zu erreichen ist – denn unterschiedliche Menschen (Lektoren, Leser, …) beurteilen durchaus unterschiedlich, was sie als perfekt ansehen. Das heißt aber nicht, dass man sich mit dem ersten Ergebnis zufriedengeben darf. Stattdessen ist es unausweichlich, dass Autoren ihre Manuskripte überarbeiten. Aber eben nach Abschluss der Rohfassung. Mich hat die Erkenntnis befreit, dass auch die erfolgreichen Autoren, die schon lange im Geschäft sind, ihre Werke mehrfach überarbeiten, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden sind – und dabei auf die Hilfe von Lektoren angewiesen sind.

Regelmäßiges Schreiben

Eine wichtige andere Voraussetzung, eine Rohfassung schnell fertigzubekommen, ist das regelmäßige Schreiben – am besten täglich. Sehr hilfreich ist es, sich ein Ziel zu setzen, wie viele Wörter man täglich oder wöchentlich schaffen möchte, und sich dann sklavisch danach zu richten. Ich persönlich finde ein System mit einem täglichen Schreibpensum klasse, wobei ein Tag pro Woche „frei“ ist. Schließlich kann es immer mal einen Tag geben, an dem zu viel anderes zu tun ist, eine Krankheit zuschlägt oder man einfach die eigenen Batterien wieder aufladen muss. Bei einem anvisierten Pensum von 1.000 Wörtern pro Tag würde ich also 6.000 Wörter in einer Woche anstreben. So hat man noch etwas „Verhandlungsmasse“ sich selbst gegenüber und gerät nicht gleich aus dem Tritt, wenn etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt.

National Novel Writing Month

Im November eines jeden Jahres findet der National Novel Writing Month statt, kurz: NaNoWriMo. Global versuchen dann tausende von Autoren, 50.000 Wörter in nur einem Monat zu schreiben. Trödeln ist hier unmöglich, so viele Wörter in nur 30 Tagen zu schreiben ist kein Pappenstiel. Aber die Gemeinschaft und das Wissen um die vielen anderen, die dieselbe Aufgabe zu stemmen versuchen, sind Ansporn, dieses Ziel zu erreichen. Wer einen Durchhänger hat, kann sich Motivation in den Foren holen. Wer also immer schon ein Problem damit hatte, eine Rohfassung zu Papier beziehungsweise in eine Datei zu bekommen, der könnte bei diesem Event richtig sein. Es handelt sich um ein tolles Konzept, aus dem schon viele gute Manuskripte hervorgegangen sind, die später von Verlagen veröffentlicht wurden. Wer in diesem Jahr teilnehmen möchte, sollte jetzt mit der Vorbereitung beginnen und sein Projekt planen.

Fazit

Der Weg zu einer schnellen Rohfassung liegt in einer guten Vorbereitung, einem festgelegten Schreibpensum und im Abschalten des inneren Kritikers. Beim Schreiben der ersten Fassung sollte man sich ausschließlich darauf konzentrieren, die Geschichte an sich zu erzählen, sie so zügig wie möglich herunterzuschreiben. Ein schöner Sprachrhythmus oder ungewöhnliche Bilder sind Aufgaben für die Überarbeitung.

Mit welchen Tricks bringst du deine Rohfassungen zu Ende? Hast du schon einmal am NaNoWriMo teilgenommen? Planst du dieses Jahr eine Teilnahme? Ich freue mich über Kommentare!


Bildnachweis: gmcoop / iStockphoto


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