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Verzückte Fans statt müder Zuhörer: Wie Autoren ihr Publikum bei Lesungen begeistern können

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Lesungen haben eine starke Konkurrenz um die Aufmerksamkeit: Kino, Fernsehen, Computerspiele, sportliche Großereignisse, ein warmer Sommerabend im Biergarten – die Alternativen sind zahlreich und manche davon sind kostenlos zugänglich. Somit müssen Autoren sich ein Programm mit hohem Unterhaltungswert einfallen lassen, um ein Publikum anzulocken – und erst recht, um es zu begeistern. Es reicht nicht mehr, eine Stunde lang stur aus dem eigenen Werk vorzulesen. Um Menschen mitzureißen, sind neue Konzepte gefragt.

Gemeinschaftslesungen

Das Prinzip ist einfach: Bei mehreren beteiligten Autoren und mehreren vorgestellten Werken ist die Zielgruppe größer – und damit hoffentlich auch das Publikum. Das Konzept hat noch einen weiteren Vorteil: Durch die unterschiedlichen Stimmen fällt das Zuhören leichter. Ein Autor kann ein noch so guter Redner sein – eine Stunde lang derselben Stimme zu lauschen, wirkt auf die meisten Menschen einschläfernd. Diese Gefahr ist hier gebannt.

Ich habe Gemeinschaftslesungen schon in unterschiedlicher Konstellation erlebt. Hier eine Auswahl mit vier möglichen Vorgehensweisen:

  • Aktiv habe ich mit Kurzgeschichten an Lesungen teilgenommen. Sieben bis acht Autoren haben nacheinander jeweils eine Geschichte gelesen. Jeder Vortrag durfte dabei nur zehn bis 15 Minuten lang sein. In der Pause und nach dem Ende der Veranstaltung konnte das Publikum mit den Autoren sprechen. Diese Lesungen kamen immer gut an, vermutlich auch aufgrund der Abwechslung aus Kurzkrimis und heiteren Geschichten.
  • Bei einer Lesung, die ich als Zuhörerin besuchte, haben drei Krimiautoren ihre Bücher ebenfalls nacheinander vorgestellt. Allerdings waren sie alle die gesamte Zeit über auf der Bühne und auch allesamt in das Geschehen involviert. Während der Autor des jeweiligen Werkes den Part des Erzählers ausfüllte, übernahmen die anderen beiden die Sprechrollen von Figuren aus dem Roman. So wurden die Dialoge – und die Lesung an sich – gleich viel lebendiger.
  • Vergangenen Sommer hatte Lübbe in Köln einen Fantasy-Abend veranstaltet, an dem drei Autoren des Verlags teilnahmen: Wolfgang Hohlbein, Stephan Russbült und Alexander Lohmann. Eine Moderatorin stellte einen der Autoren vor, der anschließend einen Auszug aus seinem aktuellen Werk las, und befragte ihn danach zum Schaffensprozess. Dann kam der nächste Autor an die Reihe. Nach Ende der Veranstaltung konnte das Publikum Bücher kaufen, sie sich signieren lassen oder einfach mit den Autoren sprechen.
  • Im März fand die jährliche Lit.cologne statt. Im Rahmen dieses Literaturfestivals in Köln habe ich eine Veranstaltung in der Lanxess Arena besucht. Eine Literaturveranstaltung füllt eine Halle? Ja, 4.400 Krimi- und Thrillerbegeisterte kamen zum literarischen Gemetzel mit Sebastian Fitzek, Volker Klüpfel & Michael Kobr, Claudia Michelsen, Matthias Brandt, Frank Schätzing (Moderation) und 62 Musikern des WDR-Rundfunkorchesters. Als einzelner Autor wird man solche Zuhörerzahlen niemals erreichen – schon gar nicht, wenn man ein noch recht unbekannter Autor ist. Hier zogen die großen Namen von den Bestseller-Listen und das bunte Programm aus Lesung, Musik und Multimedia (mehr dazu gleich) ein solch großes Publikum an.

Multimedia

Das Publikum kann man am besten dann zu wahren Begeisterungsstürmen hinreißen, wenn man mehrere Sinne anspricht. Das sorgt zum einen für Abwechslung, zum anderen für ein unmittelbareres Erleben und ein stärkeres Eintauchen in die vorgestellte Welt. Mögliche Komponenten für einen solchen Medienmix sind:

  • Bilder im Hintergrund (passende Fotos oder Illustrationen)
  • Präsentation mit Erklärungen und Bildern
  • Filme
    • Trailer
    • eine kurze Szene aus dem Buch schauspielerisch umgesetzt
    • ein Zusammenschnitt aus kurzen Sequenzen
    • eine Kurzvorstellung des Handlungsortes, eines Handwerks oder von sonst etwas, das eine große Rolle im Buch spielt
  • Live-Performance

Eine solche Live-Performance gab es beispielsweise bei der oben erwähnten Veranstaltung im Rahmen der Lit-cologne: Während des Auftritts von Sebastian Fitzek stürmte ein (vermeintliches) Einsatzkommando in voller Montur zu dramatischer Musik die Bühne und überwältigte einen Mann – inklusive Kampfszenen. Das benötigt allerdings viele Helfer, Kostüme, Choreografie – was man als einzelner Autor mit geringem Budget nicht leisten kann. Aber es macht natürlich was her und bleibt beim Publikum im Gedächtnis. Selbstverständlich sollte der Auftritt zum Inhalt des Buches passen.

Am wichtigsten ist aber ein gutes Buch, um das Publikum zu fesseln. Spannende Textstellen, gut gelesen, und viel frei vorgetragene Rede, beispielsweise zum Autorenalltag und zu den Hintergründen des Werks, können bei Lesungen ebenfalls Fans fürs Leben schaffen.

Welche der hier vorgeschlagenen Konzepte gefallen dir gut, welche findest du schwierig umzusetzen? Hast du weitere Anregungen für außergewöhnliche Lesungen? Ich freue mich über Kommentare!


Siehe auch:
Lesungen: Tipps für einen gelungenen Auftritt


Bildnachweis: dwphotos / iStockphoto


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