Die Frage, die Autoren am häufigsten gestellt wird, lautet: Woher nehmen Sie Ihre Ideen? Das habe ich sowohl bei eigenen als auch bei Lesungen anderer Autoren festgestellt. Und die Antwort ist – egal welcher Autor sie abgibt – äußerst vage: Die Ideen kommen von überall her. Das ist richtig und ehrlich, aber für den Wissbegierigen wenig hilfreich. Daher möchte ich hier einige Quellen benennen, die bei mir schon häufig Ideen haben sprudeln lassen.
Quellen für Ideen
Was eine Idee in mir auslöst, ist sehr unterschiedlich. Nie suche ich gezielt nach einem neuen Einfall. Er entsteht vielmehr spontan, wenn ich mich gedanklich mit anderen Dingen als dem Schreiben befasse.
Eine gute Geschichte braucht ein Thema mit einer Relevanz für möglichst viele Menschen, zumindest aber für die anvisierte Zielgruppe. Solche Themen, die bei mir oft der Ausgangspunkt für eine Geschichtenidee sind, können einem tatsächlich überall begegnen. Mögliche Quellen sind:
- Nachrichten
- Bücher
- Filme
- Reportagen
- Fachartikel
- soziale Kontakte
- Veränderungen im Umfeld
- Werbung
- Fotos
- Gemälde
Wichtig ist, dass das Thema etwas im Autor zum Schwingen bringt, dass es eine Resonanz erzeugt. Dann kann er sich ziemlich sicher sein, dass es auch den Leser berühren wird.
Die besten Situationen, um Ideen weiterzuentwickeln
Ein Thema allein macht natürlich noch keine Geschichte. Es ist noch nicht einmal eine echte Idee für eine Geschichte, sondern bestenfalls ein Keimling. Es braucht mehr Substanz. Die können zum Beispiel Ideen zu Figuren, zur Struktur, zum Handlungsablauf und zum Setting, also zu Ort und Zeit, liefern. Viele zarte Keimlinge überstehen diesen Prozess nicht und sterben vor ihrer Zeit ab. Aus anderen erwächst innerhalb kurzer Zeit ein vielversprechendes Pflänzchen – ein grobes Konzept oder das, was ich eine echte Idee nennen würde.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dieser Prozess meist unbewusst abläuft. Ein Ideenfunke, der wirklich gezündet hat, drängt sich von selbst immer wieder in die Gedanken, ohne dass man es forciert. Bei mir geschieht das meistens in einer der folgenden Situationen:
- Standardtätigkeiten, bei denen der Geist nicht beansprucht wird und die Gedanken fließen können, zum Beispiel beim Duschen oder Wäsche aufhängen
- Spaziergänge, am liebsten in der Natur
- Sport, zum Beispiel Radfahren, Crosstrainer
- kurz vor dem Einschlafen
Obwohl mir ab und zu Einfälle kommen, während ich am PC sitze, ist das eher die Ausnahme. Die weitaus meisten Ideen drängen sich mir fern vom Schreibtisch auf. Und damit will ich zum wichtigsten Tipp kommen: Jede Idee sollte man sofort aufschreiben. Ob sie etwas taugt oder nicht, stellt sich eh meist erst später heraus, wenn sich genügend Einzelheiten zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Und nein, es ist nicht so, dass man sie schon nicht vergisst, weil sie doch so toll und außergewöhnlich ist. Ich habe keine Ahnung, wie viele (auch gute) Ideen ich durch genau diesen Trugschluss schon vergessen und unwiederbringlich verloren habe, bevor ich endlich schlauer wurde. Am besten trägt man immer einen Notizblock mit sich herum. Ein oder zwei Stichworte genügen, um sich zu erinnern. Ohne diese Stichworte aber ist die Gefahr des Verlusts groß.
Der Prozess der Ideenentwicklung
Es gibt also viele Quellen für Ideen und viele Situationen, in denen sie reifen können. Diese Voraussetzungen sind für nahezu alle ähnlich. Dennoch haben manche mehr Ideen, als sie bearbeiten können, während andere um jeden Einfall ringen. Was sind also die individuellen Voraussetzungen für Ideen?
Vor allem geht es darum, Ideen als solche zu erkennen. Meist entstehen sie durch die Verknüpfung unabhängiger Ereignisse oder Informationen. Ein konstruiertes Beispiel: In den Nachrichten ist von einer Entführung die Rede. Zuvor lief ein Spiel der Fußball-Nationalmannschaft im Fernsehen. Das könnte zu folgenden Fragen führen: Was wäre, wenn jemand ein Mitglied der Nationalmannschaft entführen würde? Würde bei einer Lösegeldforderung dessen Verein bei der Aufbringung des Geldes helfen? Der Deutsche Fußballbund? Würden Spiele abgesagt? Wer hätte ein Interesse daran, einen Fußballspieler zu entführen? Könnte eventuell ein Konkurrent um den Stammplatz auf dieser Position in die Entführung verwickelt sein? Ich könnte das fortführen, aber das Prinzip ist, denke ich, klar: Zwei völlig unabhängige Ereignisse (ein Entführungsfall, ein Fußballspiel) verbinden sich zu einem Ideenfunken. Über eine Reihe von Fragen und Was-wäre-wenn-Spielarten lässt sich genügend Substanz anfüttern, um daraus ein grobes Konzept für eine Geschichte zu entwickeln.
Die Liebe zum Detail – Quellen für mehr Lebendigkeit
Aber woher nehme ich Ideen für die Details, um die Geschichte lebendig zu machen? Zum einen ist es hilfreich, über eine gewisse Lebenserfahrung zu verfügen. Das Reservoir, aus dem man schöpfen kann, ist dann schlicht größer. Wichtiger aber ist eine natürliche Neugier: Dinge hinterfragen, Details recherchieren – das ist ein ganz wichtiger Kern. Für die Details ist zudem eine gute Beobachtungsgabe sehr hilfreich. Wer beispielsweise bei Mitmenschen in der Fußgängerzone oder im Café eine außergewöhnliche Gestik, besondere Tics oder eine spezielle Art zu sprechen wahrnimmt, kann das nutzen, um seine Figuren lebendiger zu gestalten. Geräusche, Gerüche, das Schattenspiel bei wechselhaftem Wetter: All das kann Eingang in die Geschichte finden und sie so für Leser plastischer wirken lassen.
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In welchen Situationen und an welchen Orten fliegen dir die meisten Ideen zu? In welchen Quellen hast du schon Initialzündungen zu neuen Geschichten gefunden? Hast du einen ganz anderen Prozess für die Ideenentwicklung? Ich freue mich über Kommentare!
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